SEO 2025 – Totgesagt, aber mächtiger denn je

Roland Ertl • 16. Juli 2025

Ist SEO tot?

Wie Sie Ihre Sichtbarkeit im Zeitalter der KI sichern

Die Diskussion ist nicht neu: „Ist SEO tot?“ Doch während sich diese Frage in den letzten Jahren wie ein Mantra durch LinkedIn und Fachkonferenzen zieht, zeigt die Realität: SEO lebt – aber es verändert sich radikal. Dieser Blogbeitrag zeigt Ihnen eine klare und zugleich differenzierte Sicht auf den Wandel der Suchwelt.

Die zentrale Veränderung: Von Suchmaschine zu KI-Vermittler

Früher führte der Weg vom Nutzer direkt zur Website. Heute steht zwischen beiden ein KI-Assistent – ob ChatGPT, Google SGE oder Perplexity. Dieser Vermittler entscheidet, welche Inhalte der Nutzer sieht. Er antwortet nicht mehr mit zehn blauen Links, sondern mit einem zusammengefassten Antwortblock – oft ohne Klickmöglichkeit.



SEO findet nicht mehr (nur) auf der Website statt, sondern in der Antwortlogik dieser Systeme. Der klassische Ranking-Fokus verschiebt sich hin zu einer semantischen, kontextbezogenen Relevanzstrategie.

Warum klassisches SEO weiterhin eine Rolle spielt


Entwarnung für alle, die seit Jahren auf organische Sichtbarkeit setzen:
AI Overviews bauen auf den gleichen Ranking-Algorithmen auf wie die klassische Google-Suche. Das bestätigt Google selbst in seiner offiziellen Dokumentation zur Funktionsweise von KI-Ergebnissen.


Unabhängige Analysen zeigen außerdem:


  • Seiten, die bei Google auf Platz  1 ranken, erscheinen mit 25 % Wahrscheinlichkeit auch in AI-Antworten.
  • Googles eigene Dokumentation bestätigt: AI Overviews basieren auf denselben Qualitätsprinzipien wie klassische Suchergebnisse.


Tomasz Rudzki, Head of R&D bei ZipTie, analysierte über 25.000 echte Nutzeranfragen auf Plattformen wie ChatGPT, Perplexity und Google AI Overviews. Sein Ergebnis:

Websites, die in der klassischen Google-Suche auf Platz 1 ranken, haben mit rund 25 % Wahrscheinlichkeit eine Nennung in AI Overviews.

Je höher die Position in den organischen Top-10, desto größer die Chance auf Sichtbarkeit in KI-generierten Suchergebnissen.


Rudzki zeigt außerdem auf, dass Googles eigene Architektur (laut Dokumenten aus dem Antitrust-Verfahren) auf einem dreistufigen Verfahren basiert:


Vor-Auswahl hochrangiger Seiten → Extraktion relevanter Absätze → Antwortgenerierung durch Gemini.


Also: Die Grundlagen von SEO – Rankings, Relevanz, klare Struktur – bleiben auch in der KI-Suche entscheidend. Aber: Die Inhalte müssen konkreter auf Fragen antworten, statt nur Keywords zu optimieren.

Neue Strategien: SEO für die KI-gestützte Suche


1. So denken KI-Systeme: Eine Frage – viele verborgene Antworten


KI-gestützte Suchsysteme zerlegen Nutzeranfragen automatisch in mehrere Teilfragen, um die bestmögliche Antwort zu geben.
Statt nur auf den Hauptbegriff zu reagieren, „denkt“ die KI weiter – und sucht nach ergänzenden Informationen, die Nutzer
meinen, aber nicht direkt aussprechen.


Beispiel aus der Praxis: Tischlerei mit lokalem Angebot

Eine Nutzerin fragt z. B.:

„Welche Tischlerei in Graz bietet nachhaltige Möbel für kleine Wohnungen?“

Die KI interpretiert das nicht nur wörtlich, sondern stellt sich auch diese Fragen:


  • Was sind nachhaltige Möbel?
  • Welche Anbieter in Graz liefern das?
  • Gibt es Bewertungen oder Erwähnungen der Firma X?
  • Was bedeutet „kleine Wohnungen“ in Bezug auf Möbeldesign?


→ Nur wer Content liefert, der diese Einzelaspekte beantwortet, hat eine Chance, in der Antwort berücksichtigt zu werden.
Ein einfacher Produktkatalog reicht nicht mehr – gefragt sind
konkrete Antworten auf spezifische Fragestellungen.


2. Verborgene Bedürfnisse erkennen: Nicht alles wird gegoogelt – aber trotzdem gesucht


Viele Kundinnen und Kunden sprechen ihr eigentliches Bedürfnis nicht direkt in einer Suchanfrage aus. Trotzdem erwarten sie, dass die Suchmaschine oder ein KI-System es „versteht“. Dieses Phänomen nennt man implizite Nutzerintention.


Beispiel: Auto und Sicherheit
Kaum jemand tippt in Google ein:

„Auto mit hoher Überlebenswahrscheinlichkeit bei Frontalcrash.“

Stattdessen suchen Menschen eher nach:


  • „Auto für Familie mit Kindern“
  • „SUV für Langstrecken“
  • „sicherstes Auto 2025“


Das Bedürfnis nach Sicherheit ist real – wird aber indirekt formuliert. Wer in AI Overviews auftauchen möchte, muss diese unausgesprochenen Wünsche erkennen und inhaltlich beantworten.


Beispiel aus der KMU-Praxis: Zahnarztpraxis

Die Suchanfrage lautet:

„Zahnarzt für Angstpatienten in Wiener Neustadt.“

Der Patient sucht nicht explizit nach „Hypnosebehandlung“ oder „schmerzfreier Lokalanästhesie“ – aber genau das ist gemeint.


→  Eine Zahnarztpraxis, die nur „professionelle Zahnreinigung und Implantate“ bewirbt, wird übersehen.
→  Eine Praxis, die erklärt, wie sie mit Ängsten umgeht, wie der erste Besuch abläuft, welche Betäubungsmethoden sie nutzt, hat gute Chancen,
in KI-Antworten aufzutauchen – auch wenn sie den Begriff „Angstpatient“ nicht als H1 stehen hat.


Fazit: Inhalte müssen Bedürfnisse antizipieren – nicht nur Keywords bedienen.

3. Prompt-Denken: Was würde dein Wunschkunde die KI fragen?


KI-Systeme wie ChatGPT, Gemini oder Perplexity arbeiten promptbasiert – sie antworten auf vollständige, oft sehr präzise formulierte Fragen.


Als Unternehmen ist es daher wichtig, Inhalte so aufzubauen, dass sie direkt auf typische Prompts antworten, wie Nutzer sie stellen würden.


Beispiel aus der Praxis: Software-Anbieter für Handwerker


Ein klassischer Website-Text lautet:

„Unsere Lösung unterstützt Sie bei der Angebotserstellung, Terminplanung und Kundenverwaltung.“

Das reicht nicht mehr.
Besser wäre es, gezielt Inhalte aufzubauen, die folgende Prompts beantworten:


  • „Was ist die beste Handwerkersoftware für Ein-Personen-Betriebe?“
  • „Welche digitale Lösung hilft Elektrikern bei der Rechnungsstellung?“
  • „Software für Handwerker mit App für Außendienst?“


→  Je näher der Content an realen Fragen dran ist, desto wahrscheinlicher wird er in KI-Antworten herangezogen.


Tipp: Nutzen Sie KI-Tools wie Perplexity, um Ihnen typische Folgefragen zu einem Thema anzeigen zu lassen – und bauen Sie Ihre Inhalte entsprechend auf.

Sichtbarkeit ≠ nur Traffic: Neue Erfolgsmetriken


Ein zentrales Learning: Weniger Klicks ≠ weniger Wirkung.


KI-Suchergebnisse führen zu:

  • Weniger, aber qualifizierteren Klicks
  • Stärkerem Branding (Share of Mind)
  • Höherer Conversionnähe – besonders in späteren Phasen der Customer Journey


Beispiel: Orthopädiepraxis in Innsbruck

Eine mittelgroße Praxis für Orthopädie im Raum Innsbruck wirbt auf ihrer Website klassisch mit:

„Wir behandeln akute und chronische Beschwerden des Bewegungsapparats – kompetent & individuell.“

Mit traditionellem SEO zielt man dabei auf Keywords wie:

„Orthopäde Innsbruck“, „Bandscheibenvorfall Behandlung“, „Rückenschmerzen Arzt Tirol“

Doch in der neuen KI-Suchwelt fragt ein Nutzer z. B. bei ChatGPT oder Perplexity:

„Welcher Orthopäde in Innsbruck behandelt Bandscheibenvorfälle konservativ, ohne sofort zu operieren?“

Oder:

„Welche Praxis bietet Stoßwellentherapie bei Fersensporn in Tirol an?“

Die KI generiert daraufhin eine Empfehlungsliste – idealerweise inklusive Website, Telefonnummer und kurzem Leistungsprofil. Nur Praxen, die auf ihrer Website konkret über diese spezifischen Leistungen und Behandlungsmethoden informieren, haben eine Chance, überhaupt in der KI-Antwort aufzutauchen.


→ Die bloße Nennung von „ganzheitlicher Orthopädie“ reicht nicht.
→ Wer stattdessen erklärt, welche Beschwerden behandelt werden, welche Methoden (z. B. manuelle Therapie, Infiltration, Stoßwelle) zum Einsatz kommen und für wen diese geeignet sind, wird sichtbar.


Das Entscheidende:
Vielleicht erhält die Praxis
weniger Klicks – aber:

  • Der Nutzer kommt mit klarer Absicht („Das klingt nach dem, was ich brauche“)
  • Die Sichtbarkeit findet bereits in der KI-Antwort statt (→ Markenwirkung)
  • Die Conversion-Wahrscheinlichkeit ist höher als bei generischen Besuchern


Ist das noch SEO – oder etwas völlig Neues?


Einigkeit besteht nicht. Während manche Stimmen von „Relevance Engineering“ sprechen, bleiben andere beim SEO-Begriff.


Wichtig ist:

  • Fachlich bleibt vieles gleich: Crawlability, Struktur, E-A-T.
  • Taktisch ändert sich viel: Prompts, semantische Tiefe, User Journey.


Egal ob Sie es „SEO“, „AIO“, „GEO“ oder „AI Discoverability“ nennen – entscheidend ist, dass Sie die neuen Spielregeln verstehen, annehmen und konsequent umsetzen. Wer das tut, bleibt auch in der KI-Suche sichtbar – und damit im Kopf potenzieller Kunden.

Fazit: SEO 2025 – ein Phönix aus der Asche, kein Fossil


SEO ist nicht tot. Es ist erwachsener, anspruchsvoller und relevanter denn je.


Wer versteht, wie KI-Suchsysteme funktionieren, kann deutlich an Sichtbarkeit gewinnen – mit Strategien, die auf Relevanz, Nutzerintention und Vertrauen setzen.

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